Lise & Bertrand Jousset erwerben sich große Verdienste um Chenin in Montlouis. Montlouis ist Chenin-Land, wie Vouvray auf dem gegenüber liegenden Loireufer, und Chenin Blanc wiederum eine der delikatesten Weissweinrebsorten der Welt! Keine einfache Sorte im übrigen: Sie braucht mit zunehmend dünner Haut eine reife, keinesfalls jedoch exzessiv reife Ernte, kleine Erträge und lange Kellerreife. Dafür schenkt sie generöse Weine, trockene, süße und welche dazwischen, köstlichen Stoff!
Wir haben Montlouis kennengelernt Ende der 90er Jahre, als wir so ziemlich das meiste Geld, das wir erübrigen konnten, in die Chenins von Stephan Cossais investiert haben. Begeistert von ihrem puristisch-straighten, natürlichen, feinmaschig-kraftvollen und überaus delikaten Ausdruck. Wer damals das Glück hatte, einen Chenin von Stephan zu kosten, konnte zu verstehen beginnen, was Terroir, bodengetriebene Mineralik und Balance im Wein wirklich bedeuten können. Einen Teil des damaligen Weingartens von Stephan haben heute die Joussets.
Lise und Betrand leisten gleichermaßen bedeutende Arbeit für die Domaine, die sie seit 2004 bewirtschaften. Lise arbeitete damals als Sommelière in Paris, während Bertrand auf unterschiedlichen Weingütern der Region seine Talente verfeinerte. Es war ein wenig früh für einen eigenen Betrieb, als sie dann jedoch das Potential dieser Domaine gewahr wurden, das Haus auf dem Hang hoch über der Loire, die teils biblisch-alten Rebstöcke und den tief in die Erde gegrabenen Tuffkeller mit seinem Bilderbuch-Reifeklima, war der Entschluss schnell gefasst.
Eine Domaine mit großem Potential: das Haus auf dem Hang hoch über der Loire, teils biblisch-alte Rebstöcke und ein tief in die Erde gegrabener Tuffkeller.
Die Weingärten dehnen sich über 10 Hektare aus, die meisten auf dem Plateau von Husseau mit größtenteils alten Stöcken von im Schnitt 70 Jahren, bis hin zu Präphyloxera-Rebstöcken, so um die 130 Jahre alt. 8 Hektare sind mit Chenin bestockt, 2 Hektare mit unterschiedlichen anderen Sorten wie Gamay, Cabernet-Franc, Grolleau und Chardonnay. Eine ideale Konstellation: sehr alte Stöcke, alle organisch/biodynamisch versorgt, Tuff- & Kalksteinböden mit Lehmauflage und ein kühler, feuchter, Frische atmender Keller. 25 Plots sind es insgesamt, welch immense Arbeit!
Die ersten Jahre waren für Lise und Betrand entbehrungsreich, nicht nur, dass die Domaine peu à peu abbezahlt werden sollte, die Umstellung mancher Flächen auf biodynamische Kultur kostete erst einmal viel Ertrag, und die stetig zunehmenden Wetterextreme mit Frost zur Blüte und heftigsten Hagelstürmen machen das Leben zudem schwer.
Handarbeit in den Weingärten, Handernte, Selektion der Trauben schon beim Pflücken, kein Sortiertisch, Bewegung des Weins ausschließlich über Schwerkraft, extrem langsame Fermentation aller Weine mittels natürlicher Hefen in gebrauchten Barriques, und die kann ungewöhnliche ein-, eineinhalb Jahre dauern, mit abschließender Reife im Edelstahl, um die Frische auf einem optimalen Punkt zu halten. Reife immer solange möglich, wieweit es das Bankkonto gerade noch aushält. Bestens exemplifiziert mit Premier Rendezvous und Premier-Rendezvous Version Longue. Feinmaschig-dicht, frischsaftig der erste, nobel-würzig & engmaschig der ein Jahr länger ausgebaute Chenin. Schwefel gibt Bertrand in kleinster Dosis, ein, zwei Gramm, um die Primärfrucht des Chenin ein wenig in Schach zu halten, und wenn er am Ende der Fermentation die verschiedenen Barriques im Tank zusammenfließen läßt.
Bewundernswert, mit welcher Gelassenheit, welcher auf eigenem Können basierenden Zuversicht Lise und Betrand voran arbeiten. Heute gehören die Weine der Domaine Jousset zu den gesuchten, großen Weinen der Loire.