Weingut PJ Kühn in Oestrich-Winkl. Hort spannender Rieslinge klassischer Prägung. Der Schalenkontakt hier aufs Minimum von wenigen Stunden Traubenpresse reduziert. Das ist eine bewußte Entscheidung. Wein ist hier Frucht und Boden. Biodynamische Arbeit im Wingert. Der Mist für den hauseigenen Kompost kommt von Franz Kellers Falkenhof. Die Präparate reifen in Kuhhörnern. Im Keller dann minimale Manipulation. Dabei folgen die Kühns ihrer Erfahrung, es gibt keine Rezepte.
Biodynamische Arbeit im Wingert, minimale Manipulation im Keller. Im Keller folgen die Kühns ihrer Erfahrung, es gibt keine Rezepte. Weinarbeit ist Handarbeit, Weinarbeit ist auch Kopfarbeit. An jedem Anfang guter, also auch bewußter Weinbereitung steht die Idee. Die Idee ist synonym mit Intuition, einem sich Einfühlen. Jeder Wein entwickelt sich dem entsprechend seiner Anlagen und Talente. Jede Idee braucht für ihre Entwicklung Zeit. Wein braucht Zeit und Ruhe. Raum für eigene Dynamik, für Bewegung. Wer gesunde Trauben liest, kann den Most weitgehend sich selbst überlassen.
Die Kühns fermentieren ohne Temperaturkontrolle mit wilden Hefen aus Weingarten und Keller. Manche Weine liegen lange auf der Hefe, einige über mehrere Jahre, manche machen die malolaktische Säureumwandlung, andere nicht, entscheidend ist, dass die allermeisten zu ihrem inneren Gleichgewicht kommen. Das zeigen sie dann eindrucksvoll mittels aromatischer Intensität, Struktur & Charakter.
Peter Bernhard und Viktoria Kühn setzen fort, was Peter Jakob und Angela Kühn vor 30 Jahren begonnen haben. Ihre akribische, der Natur gewandte, biodynamische Arbeit schenkt uns die Muhammad Alis unter den Rieslingen. Welches Jahr, welche Lage auch immer, zeigen sie sich nach geraumer Zeit verführerisch präzise, supersaftig und mineraliengetrieben. Einfach komplett. Die drei Großen, Doosberg, Landgeflecht (aus einer speziellen Parzelle des Doosbergs) und Schlehdorn gehören zu den größten Rieslingen der Welt.
Wir haben die Rieslinge der Kühns fast von Beginn Walter & Benjamins an, etwa ab der Jahrtausendwende ins Herz geschlossen. Damals schien vielen ihre der Natur zugewandte Arbeit suspekt. In den vergangenen Jahren hat die seit 2004 biodynamische zertifizierte Arbeit für viel Aufsehen gesorgt. Winzer des Jahres im Gault Millau 2015 und ähnliche Meriten von jedem Naturweinhyp unverdächtiger Seite sind eine willkommene Anerkennung für die großartige Arbeit, der Bewegunggrund sind sie nicht.
Wer Peter Jakob Kühn erlebt, weiß, wie eng verbunden er sich der Natur fühlt, kennt sein Gespür für organische Bewegung und natürliche Kreisläufe, sein Talent für Berührung. Er gehört zu den Menschen, denen auch feinste, substanzielle Veränderungen unter die Haut gehen.
Der Verzicht auf sythetisch-chemische Mittel ist da nur ein kleiner Teil der Arbeit. In ihrer Arbeit gehen die Kühns über die gesetzlichen Biorichtlinien weit hinaus. Sämtliche Arbeiten im Weinberg orientieren sie an Mondphasen. Aus vergrabenen, verrotteten Kräutern entstehen Sude, als natürliches Spritzmittel für die Rebstöcke, als Zugabe in homöopathischen Dosen für den hauseigenen Kompost, der dann wieder im Weingarten landet. Die Böden sind die wertvollste Ressource für die Winzer, und die in ihnen gesund wurzelnden Rebstöcke. Weinmachen ist Zusammenklang mit der Natur, ganzheitlicher Organismus, in dessen natürlichem Kreislauf alle Nährstoffe entstehen. Auf diesem Weg der Nähe zur Natur in der Distanz zur Chemie gelingen den Kühns Rieslinge von fast unwirklicher Schönheit, Kraft, Festigkeit, Finesse und Bodentiefe.