Von den gesamt gut 70 Hektaren kultivieren die Krämers auf gerade mal 3 Hektaren Wein in den steilen Lagen des Taubertals. Die Rebstöcke wurzeln in dem dort typischen Muschelkalk, teils mit Silex durchsetzt. An die 60 Jahre sind die Stöcke alt. Mit Silvaner, Müller-Thurgau und Schwarzriesling, wie in der Champagne Pinot Meunier genannt, wachsen hier angestammte, regionale Sorten. Auch eine Partie vom Regent, aus dem Stephan Krämer fruchtintensiven, feinsprudeligen Petillant Naturel bereitet. Die Weine daraus sind so kunstvoll reduziert, so vielschichtig und unterschiedlich, dass sie mit ihren Stärken, Schwächen, ihrer Entwicklung Synonyme sind fürs Leben selbst.
Sie sind wirklich eine Welt für sich, wie ihre konsequente Art, sich auf Landwirtschaft mit der Natur ganz einzulassen. Hier ist BIO keine Mode, kein Marketinginstrument, sondern tief empfundenes Bedürfnis. Die Liebe zu Natur und Boden schenken ihnen Freiheit, strengen sie auch an. Ständiger Feldversuch jenen Bedingungen auf der Spur, die Weine in zunehmend heissem, trockenem Klima ausmachen. Wie können wir bei all dem, was wir klimatisch angestellt haben, den Krempel doch noch auf die Reihe bringen für richtig guten. lebendigen Wein. Das treibt die Krämers um.
Der Wasser- und Feuchtigkeitsmangel beispielsweise, mit denen sie sich in Franken seit geraumer Zeit herumschlagen müssen. Seit dem heißen Sommer 2018 sind die Unterböden leer, und der beste, fruchtbarste Boden ist ohne Wasser nichts wert. Auch nicht im biodynamischen Anbau, den sie hier betreiben.
Hilft nichts. Es gilt, Möglichkeiten zu erkunden, wie der Trockenheit zu begegnen. Die Biodiversität erhöhen. Dafür sorgen, dass die Erde stets begrünt ist. Mit Hacken die Kapillare der zwischen den Rebstöcken wachsenden Grünpflanzen aufbrechen, und so die Wasserverdunstung reduzieren. Wurzelmasse schaffen und so den Nährhumus stabil halten. Zusätzliche Baumreihen pflanzen und so die windoffene Verdunstung vermindern. Im Keller dann findig mit Köpfchen den Bedingungen draußen nachspüren und minimalinvasiv, jedoch mit klugen Entscheidungen trotz Hitze und Wassermangel im Weingarten frische, animierende, trinkige Weine schaffen.
Dabei wandelt sich Stephan Krämer wieder und wieder, selbst vielschichtig, spannend, auch stringent, und erhält sich und seinen Weinen die lebensspendende feste Mitte, indem er eine Art Neorealismus für Winzer entwickelt.